Die Energiewende
Wie Kommunen und Bürger profitieren
Das Klimabündnis Bergstraße konnte den ehemaligen CDU-Landrat des Rhein-Hunsrück-Kreises, Herrn Bertram Fleck, zu einem Vortrag mit anschließender Diskussion gewinnen.
Die Veranstaltung findet am Montag, 27.1.25 im Kolpinghaus Bensheim statt.
Wer ist Bertram Fleck?
Das Beispiel des Rhein-Hunsrück-Kreises
Anhand des Beispiels des in Rheinland-Pfalz gelegenen Rhein-Hunsrück-Kreises ( rund 106.000 Einwohner, verteilt auf 137 Gemeinden und Kleinstädte, 75 % unter 500 Einwohner, 45 % Wald, 42 % landwirtschaftliche Fläche) zeigt der Referent, wie ab dem Ende der neunziger Jahre Schritt für Schritt mit einer nachhaltigen strategischen Ausrichtung, einem Klimaschutzkonzept und einem agilen Klimaschutzmanager nebst vielen Kooperationspartnern durch zahlreiche Aktivitäten im Bereich Klimaschutz und erneuerbare Energien eine Erfolgsgeschichte für die Wohlstandsentwicklung der Region begann.
In vielen Bereichen wurden starke Aktivitäten entwickelt, z.B. bei
– Gebäudesanierung/Energiecontrolling/Energieeffizienz,
– modernes Abfallmanagement,
– „Dächer-Fotovoltaik-Programm“,
– 17 Nahwärmeverbünde,
– 19 Biomasseanlagen.
– 279 Windkraftanlagen, schwerpunktmäßig errichtet von 1995-2015, Akzeptanz durch politische und wirtschaftliche Teilhabe (via Solidarpakt und Förderrichtlinien zugunsten Privater), allein 7,8 Mio Pachteinnahmen pro Jahr für die Gemeinden.
– der Verkauf von Bürgerstrom durch die Rhein-Hunsrück-Energie seit dem 1.7.2019 usw.
Erster bilanzieller Null-Emissions-Kreis im Binnenland
In der Summe gelang etwas ganz Seltenes: die Region ist in den Bereichen Wärme, Strom, Abfall erster bilanzieller Null-Emissions-Kreis im Binnenland ( früher 680000 Tonnen CO2) und produziert heute mit ca. 1,57 Milliarden kwh Strom aus Erneuerbaren Energien mit 337%, mehr als das Dreifache des eigenen Stromverbrauchs.
Abbau der Verschuldung
Der Kreis galt in den neunziger Jahren als strukturschwache Region mit schlechten Finanz-und Wirtschaftsdaten. Heute liegen diese Daten meist über dem Durchschnitt der vergleichbaren Landkreise und die öffentliche Verschuldung beträgt nur zwanzig Prozent des Landesdurchschnitts. Viele Gemeinden sind schuldenfrei und verfügen insgesamt sogar über Rücklagen in Höhe von 108 Millionen Euro, die sie für Zukunftsprojekte einsetzen können. Die Einnahmen der dezentralen Energiewende haben wesentlich zur Entschuldung der Gemeinden beigetragen.
Die Bürgerinnen und Bürger haben die Vorteile
Für viele finanzschwache Gemeinden ergibt sich darüber hinaus eine interessante Verknüpfung von Einnahmen aus Erneuerbaren Energien mit Maßnahmen der Daseinsvorsorge im Sinne der Quersubventionierung. Der Ausbau einer alten Schule zu betreuten Wohnungen, der großzügige Neubau eines Kindergartens, besondere Förderung der Vereine, eine bessere DSL-Anbindung, die Anlage eines Naturerlebnis-Raumes, die Einrichtung eines Bürgerbusses, Car-Sharing mit Elektroautos durch Gemeinden oder auch die kühne Hängeseilbrücke in Mörsdorf (das Dorf und das Umfeld werden zur Zeit durch den Besuch von jährlich über 200000 Touristen „wiederbelebt“; zur Zeit wird ein Mehrgenerationenhaus verwirklicht), wären ohne die Einnahmen aus Erneuerbaren Energien nicht möglich gewesen und helfen den negativen Folgen der demographischen Entwicklung entgegen zu wirken.
Das Erfolgsgeheimnis
Der Erfolg beruht auf überparteilicher Arbeit, einem Gemeinschaftswerk vieler Mitwirkender, des Klimaschutzmanagers, des Vorstands der Rhein-Hunsrück-Entsorgung, agile Ortsbürgermeister, Genossenschaften, Handwerker, Banken, Schulen, Verbraucherberatung und der gelungenen Einbindung der Bürgerinnen und Bürger, der Energieagentur in Mainz und Berlin.
Vielfältige Preise
Zahlreiche Preise auf Landes-, Bundes- und Europaebene würdigten die Erfolge dieses Kooperationswerkes, u.a. 2009 der Umweltpreis des Landes Rheinland-Pfalz, 2010 der Deutsche Solarpreis in Berlin und 2011 der Europäische Solarpreis in Brüssel, 2018 die Auszeichnung „Energiekommune des Jahrzehnts“ durch die Agentur für Erneuerbare Energien in Berlin.
Die Transformation kann gelingen
Der Vortrag soll allen Akteuren im Bereich Natur- und Klimaschutz Mut machen. Die Transformation unserer Gesellschaft, weg von der fossilen Energiegewinnung zu hundert Prozent Erneuerbaren, kann gelingen. Fragen wie: „Welche Vorteile haben Kommunen, Kreise und einzelne Bürger?“ sollen beantwortet werden. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen!