Die Klimakrise ist eine gesellschaftliche Krise
Druck auf die Politik ist noch wichtiger als eigenes klimafreundliches Verhalten.
Fridays for Future Bensheim war beim letzten Treffen des Klimabündnis Bergstraße eingeladen, ihre Sichtweise zur Diskussion zu stellen. Hannah Ferber referierte zum Thema: “Ist die Klimakrise eine individuelle Krise?”
Nach der Schilderung der Folgen des Klimawandels legte sie dar, dass die Reichen in der Welt – und das sind viele von uns – am meisten CO2 ausstoßen. Sie ging auf den ökologischen Fußabdruck ein, der eigentlich entwickelt wurde, und dem ökologischen Fußabdruck von einzelnen Staaten zu ermitteln. Interessanterweise hat BP eine große Kampagne in Gang gesetzt, den ökologischen Fußabdruck zu propagieren zu dem Zweck, die Verantwortung für den Klimawandel den einzelnen Menschen in die Schuhe zu schieben und im Windschatten dieser Idee mit der eigenen fossilen Produktion weiter Profite zu machen. Wenn man für sich mit einem Rechner den eigenen Fußabdruck ausrechnet, kommt auf jeden Fall raus, dass es gar nicht möglich ist, alles richtig zu machen. Das führt leicht zu Schuld- oder Ohnmachtsgefühlen, man neigt dazu, auch andere zu beschuldigen, fühlt sich überfordert oder will gar nichts mehr von dem Thema wissen. Hannah Ferber schloss ihre Ausführungen damit, dass der Markt anders reguliert werden muss und dass das von oben kommen muss. Auch wenn umwelt- und klimafreundliches Verhalten wichtig ist, so ist es doch wichtiger, aktiv die Politik zu gestalten bzw. Druck auf die Politik auszuüben.
In der anschließenden lebhaften Diskussion wurden viele Aspekte angesprochen. So wurde empfohlen, sich auf die vollständige Umstellung auf Erneuerbare zu konzentrieren, statt allzu sehr die Katastrophe zu betonen. Es wurde gesagt, dass auch die Politik des Kreises mehr Möglichkeiten hat. Wieso werden Photovoltaikanlagen auf Schulen so geplant, wie sie sich wegen des Eigenverbrauchs am besten rechnen, statt noch eine Batterie dazu einzubauen und die ganze verfügbare Dachfläche zu nutzen? Warum plant man eine Wasserstofftankstelle im Kreis, aber weiß nicht, woher man den grünen Wasserstoff bekommt? Warum verpflichtet die Politik nicht Firmen, ihre Energieversorgung umzustellen oder ihre Abwärme zu nutzen bzw. Anderen zur Verfügung zu stellen?
Es wurde beklagt, dass schon innerhalb der Parteien klare Positionen aufgeweicht werden, je weiter man nach oben kommt, und letzten Endes die Interessen der großen Firmen immer mehr überhandnehmen. Es gab deutliche Apelle, in die politischen Parteien zu gehen, sich dort zu engagieren, auch wenn dieser Weg mühsam ist. Man müsse laut und deutlich werden, aber trotzdem scheint es nahezu unmöglich, die Politik so schnell und stark zu beeinflussen, wie es wegen der Klimakatastrophe nötig wäre.
Zum Abschluss wurde darauf hingewiesen, dass am 3.3. auch in Bensheim wieder eine Klima-Demo stattfinden wird.