Zum Stand der Mobilitätswende im Kreis Bergstraße
Herr Perleth (Kreis) und Herr Ulas (VRN) berichteten beim Klimabündnis
Unsere Art der Mobilität hat bekanntlich einen sehr großen Anteil an unserem Treibhausgasausstoß und treibt damit die Klimaveränderung voran. So ist eine umfassende Mobilitätswende zum Klimaschutz notwendig. Das heißt, durch verschiedenste Maßnahmen soll erreicht werden, dass wir vermehrt zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem ÖPNV mobil sind und damit die Dominanz des Autoverkehrs überwunden wird. Gleichzeitig sollen Autos, Busse und Züge umweltfreundlich betrieben werden.
Wie es mit dieser Mobilitätswende im Kreis Bergstraße vorangeht, war Thema einer Online-Veranstaltung des Klimabündnis‘ Bergstraße.
Herr Perleth als zuständiger Abteilungsleiter in der Kreisverwaltung berichtete zum gegenwärtigen Stand.
Fast 500 Maßnahmen hat der Kreis in seinem Radverkehrskonzept stehen, die bis 2030 umgesetzt werden sollen. Darin enthalten sind Neu- und Ausbaumaßnahmen wie auch kleinere Sofortmaßnahmen. Durch zwei zusätzliche Kräfte beim Kreis konnte ein besserer und regelmäßiger Austausch mit den Kommunen erreicht werden, denn für die meisten Maßnahmen sind die Kommunen zuständig. Der Kreis berät die Kommunen und unterstützt bei der Beantragung von Fördermittel. Ein besonderer Schwerpunkt ist die Raddirektverbindung von Frankfurt nach Heidelberg bzw. Mannheim, genauer, der Teil, der durch den Kreis Bergstraße geht und die Städte Zwingenberg, Bensheim und Heppenheim verbinden soll. Dazu wurde eine Vereinbarung der drei Städte und dem Kreis über eine gemeinsame Planung abgeschlossen, die gerade ausgeschrieben wird, um eine Konsenstrasse zu finden. Die Beteiligung der Öffentlichkeit ist für den nächsten Sommer vorgesehen.
Um in den einzelnen Gemeinden genügend öffentliche Ladestationen für die wachsende Anzahl von E-Autos zur Verfügung zu haben, erstellt der Kreis ein Konzept und entwickelt entsprechende Szenarien.
Es gibt auf der Homepage des Kreises auch eine Mitfahrzentrale.
Unter dem Stichwort Mobilitätsmanagement gibt es Aktivitäten für Schulen, Beratung von Firmen und insgesamt Bemühungen, die Übergänge zwischen den verschiedenen Verkehrsträgern zu verbessern.
Herr Ulas ist beim Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zuständig. Der VRN plant den ÖPNV, die Linien und die Fahrpläne und vergibt über Ausschreibungen Aufträge an einzelne Verkehrsunternehmen und vieles mehr. Der VRN handelt im Auftrag des Kreises. Der Nahverkehrsplan des Kreises wird zurzeit fortgeschrieben. Veränderungen werden besonders bewirkt durch neue Ausschreibungen einzelner Buslinienbündel, z.B. jetzt im Dezember gibt es Veränderungen im Linienbündel Odenwald Mitte. Dort gibt es 3 neue Linien und auch eine Angebotserweiterung bei bestehenden Linien. Im Linienbündel Lampertheim gibt es ab nächsten Sommer Veränderungen.
Interessant ist, dass es eine Richtlinie der EU gibt (Clean Vehicles Directive = CVD), die bei Neuausschreibungen verlangt, dass eine bestimmte Quote der Busse, die neu angeschafft werden, emissionsfrei, also elektrisch oder mit Wasserstoff betrieben werden. Die damit verbundenen Kosten werden bei den Ausschreibungen berücksichtigt. Für Ausschreibungen bis 2025 müssen 45% der neu anzuschaffenden Busse emissionsfrei sein, für Ausschreibungen bis 2026 65%. Für die nötige Infrastruktur hat der Kreis zu sorgen. So wollte der Kreis schon Wasserstoffbusse bestellen, bekam aber dann nicht den Zuschuss für eine passende Tankstelle und musste dies dann erstmals aufgeben.
In der Diskussion wurde von Peter Castellanos, Sprecher des Netzwerks bergstraße.mobil, bemängelt, dass es keine Fahrgastvertretung mehr gibt, in dem Beschwerden behandelt werden können und damit für die Öffentlichkeit transparent wird, wie mit ihnen umgegangen wird. Für die Beschwerden, so die Auskunft von Herrn Ulas, ist der VRN zuständig und er berichtet im Ausschuss für Regionalpolitik, Infrastruktur und Nachhaltigkeit (ARIN) des Kreises. Welche Ziele oder welche Vision im neuen Nahverkehrsplan verfolgt werden, kann noch nicht berichtet werden, z.B. ob eine weitere Elektrifizierung des Schienenverkehrs im Weschnitztal oder auf der Strecke von Bensheim nach Worms geplant ist. Auch weitere Mobilitätszentralen, wie es eine in Lampertheim gibt, wurden gefordert. Solche Mobilitätszentralen, so die Antwort, seien wichtig, kosten allerdings zusätzlich. Zum Radverkehr wurde von Anette Seip, Vorsitzende des Kreisverbands des Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC), gefragt, welche Planungen es gibt, die Strecke von Lampertheim Richtung Mannheim für Radfahrende zu verbessern. Zurzeit noch keine, war die Antwort. Es gibt dort auch keine Messstellen, wo die Anzahl der Radfahrenden automatisch gezählt werden, um Anhaltspunkte für den Bedarf zu ermitteln. Immer wieder wurde auch auf gute Beispiele etwa in Holland hingewiesen. Die Antwort war, dass dabei immer geprüft werden muss, was auf die Situation bei uns übertragbar ist.
Es kam die Frage auf, ob es denn überhaupt vorangeht mit der Mobilitätswende. Die Referenten betonten beide, dass es vorangeht, allerdings schrittweise.